In der Februar-Sitzung der Abteilung Niederschönhausen-Blankenfelde hatten wir Nils Busch-Petersen, den Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg e. V., zu Gast. In offener Runde hörten wir seinen Input über die Mitgliederstrukturen des Handelsverbandes, die Entwicklung der Berliner Wirtschaft und diskutierten die Perspektiven für die nächsten Monate.
„Jeden Tag wird es einer weniger….“
„Beste Wirtschaft“ ist eins der Fünf Bs für Berlin, denen sich die Berliner SPD für die Wahl 2021 verschrieben hat. Doch die Zeiten sind nicht leicht für die Wirtschaftsbeteiligten. Die Corona-Pandemie habe zwar für viele Einzelhändler:innen nichts Neues gebracht, wirke aber wie ein Brandbeschleuniger, berichtete Busch-Petersen in der Abteilungssitzung. Gegenwärtig würden darum dringend Signale aus der Politik gebraucht, die eine Perspektive geben, wie es weitergeht. „Jeden Tag wird es einer weniger, der wieder aufstehen kann.“, zeichnete er die Perspektive für die Einzelhändler.
Von anderen Lernen – Neue Konzepte entwickeln
Der Blick über den großen Teich nach New York lohne sich. Dort gäbe es bereits heute Beispiele für stationären Einzelhandel, der komplett digital funktioniere. Nils Busch-Petersen sieht darin auch Chancen für die hiesige Wirtschaft, hält aber das persönliche Beratungsgespräch für unersetzlich. Um auf die Vorzüge des stationären Einzelhandels hinzuweisen, hat der Handelsverband Berlin-Brandenburg e. V. die Kampagne „Anfassbar gut.“ ins Leben gerufen. Es braucht eine gute Balance zwischen digitaler und realer Welt. Weiterbildungsangebote des Verbandes für kleine und mittelständische Unternehmen gäbe es dazu im Moment täglich, und diese würden von den Mitgliedern auch nachgefragt. Nils Busch-Petersen gefällt die Idee der Pankower SPD, kleinen und mittelständischen Unternehmer:innen Digitalisierungslotsen an die Seite zu stellen. Ein vergleichbares Modellprojekt im Bereich Nachhaltigkeit hat der Handelsverbandes Berlin-Brandenburg e. V. kürzlich mit dem Bundesministerium für Wirtschaft ins Leben gerufen.
Der Handel als Arbeitgeber
Im Zuge des Gesprächs kamen wir auch auf die Preisgestaltung in Deutschland zu sprechen. Er sei froh darüber, dass in Deutschland die Preise für Waren vergleichsweise höher seien als in den Nachbarländern. Der Grund dafür sei nämlich, dass hinter jedem LKW-Lenkrad jemand sitzt, der Mindestlohn erhält. Das ist zutiefst sozialdemokratisch.
Der Berliner Handel als Arbeitgeber blickt trotz aller Herausforderungen nach vorne. Auch in Zukunft werde die Branche weiter verlässlich zur Verfügung stehen. Ausbildungsplätze seien 2020 und 2021 nicht gestrichen worden. Im Lebensmitteleinzelhandel habe es bei den Fachverkäufer:innen sogar einen Zuwachs gegeben. „Diese Berufe scheinen inzwischen als krisenfest bei Schulabgängern und Eltern zu gelten“, vermutet Busch-Petersen.
Wir danken dem Niederschönhausener Nils Busch-Petersen für seinen Besuch in unserer Sitzung und haben verabredet, den Gesprächsfaden bald wieder aufzugreifen. Danke auch an unseren Genossen Oliver Görs für die Organisation und Moderation der Sitzung.